Zugegeben, wochentags bin ich abends nicht unbedingt der geselligste Mitbewohner. Meist komme ich nach Hause, esse noch etwas Kleines zu Abend und widme mich meinen Lieblingsserien – dann bitte nicht ansprechen! Da sitze ich nun auf dem Sofa oder in meinem Zimmer am Laptop und lasse mich von How I Met Your Mother, Big Bang Theory oder meiner letzten Entdeckung Bates Motel berieseln (vorgeschlagen von Netflix – dankeschön!). On Demand selbstverständlich – entweder mit Swisscom TV 2.0 oder Netflix. Nun denn, in Sachen Fernsehen hat sich in der Vergangenheit viel verändert, doch wohin führt uns diese Reise? Mit diesem Blog-Beitrag teile ich eine persönliche Aussicht über was uns in Zukunft in Sachen TV erwarten könnte.
Es war einmal…
Beginnen wir erst einmal mit einem kurzen Blick zurück. Mit meinen bald 30 Jahren TV-Erfahrung kann ich mich noch lebhaft an den alten, gigantischen Röhren-Fernseher erinnern. So auch an das anfängliche Summen beim Einschalten der Flimmerkiste. Es war schon sehr normal, dass ich auf meinem Heimweg einen Zacken zulegte, damit ich unter keinen Umständen die tägliche Simpsons Folge verpasste. Doch dann gab’s Abendessen, das Fernsehgerät wurde ausgeschaltet und ich verpasste die Sendung – oder musste mir die Wiederholung am nächsten Morgen in der Früh anschauen. So wurde Fernsehen, seit dessen Entwicklung zum Massenmedium in den Fünfzigern, bis vor knapp einem Jahrzehnt noch konsumiert. Doch gerade in den letzten zehn Jahren hat sich in Sachen Konsumverhalten rund um TV viel getan.
Heute und bald…Alles wird mobil, individuell und vernetzt
Immer schnellere Breitband- und Mobil-Netze, Digitalisierung der TV-Landschaft, rasante Verbreitung und Entwicklung von Mobilgeräten – alles Faktoren, welche den Weg zu einer ganz neuen Art des TV-Erlebnisses geschaffen haben. Doch warum sind bestimmte neue Produkte wie Apple TV, Netflix oder Swisscom TV so erfolgreich? Es streben wohl immer mehr Menschen nach dem Bedürfnis von Individualität, Mobilität, Konnektivität und Flexibilität. Nehmen wir mich als Beispiel: Ich bin viel unterwegs, arbeite und wohne zwar in Bern, bin aber immer wieder mal in Zürich und bei meinen Eltern in Einsiedeln – mein Smartphone und das Tablet stets mit dabei. Wenn ich nun meine Lieblingsserie (Individualität) schauen will, dann möchte ich diese dort schauen wo ich gerade bin (Mobilität), mit dem Gerät welches ich gerade benutze (Konnektivität) und zu dem von mir gewünschten Zeitpunkt (Flexibilität). Formate oder Produkte, welche dieses Bedürfnis beschneiden, haben gegenüber solchen, die diese adressieren, definitiv die schlechteren Karten.
Wenn ich nun einen Blick in die Glaskugel werfe und versuche kurz und knackig auf den Punkt zu bringen, was in naher Zukunft im TV-Bereich passieren wird, dann (hell)sehe ich das so:
Auch wenn eine neue, simple und schöne TV-Box durchaus entzückt, bleibt sie doch Mittel zum Zweck. Der Erfolg steht und fällt meiner Meinung nach mit der Gestaltung der Multi-Plattform-Lösung dahinter – die Hardware spielt nur eine sekundäre Rolle. Das Produkt im Fokus ist der Zugang zu einem breiten, individualisierten Medien-Angebot, welches mit einem kohärenten Kunden- und Markenerlebnis zugänglich gemacht wird. Es versteht sich dann von selbst, dass das Produkt auf dem vom Kunden gewünschten Gerät, zu jeder Zeit und an jedem Ort konsumiert werden kann.
Und jetzt wird’s futuristisch … was kommt danach?
Jetzt wird’s aufregend – wagen wir noch einen Blick in die Ferne. Beobachtet man führende Tech-Unternehmen wie Microsoft, Google oder Facebook, dann geht die Entwicklung ganz klar in eine Richtung: Media-Erfahrung wird immersiv. Ganz nach dem Motto „Mittendrin statt nur dabei“, nimmt der Zuschauer zukünftig aktiv am Geschehen teil oder beeinflusst dieses gar. Werde ich also schon bald selbst neben dem Helden eines Epos-Streifens das Böse bekämpfen?
Klingt noch ziemlich nach Zukunftsmusik, aber vielleicht sind wir davon gar nicht mehr so weit entfernt. Microsoft kündigte just diesen Januar ihre Microsoft HoloLens an – eine Virtual Reality Brille, welche auf Holographic Computing aufbaut. Facebook kaufte sich im März 2014 den Marktführer Oculus Rift im Bereich Virtual Reality (nachfolgend als VR). Während Google mit deren Google Glass es noch nicht schaffte, die Massen zu begeistern und das Projekt stilllegen musste, merkte Googles CFO Patrick Pichette an, dass es sich hier eher um eine Pause als um einen kompletten Rückzug aus dem Markt handelt.
Auch wenn sich die bisherigen Entwicklungen vor allem auf den Game-Bereich beschränkten, finden heute bereits breite Diskussionen über neue Anwendungsfelder statt. So wird VR als Technologie bereits in der Chirurgie, in der Raumfahrt, für psychotherapeutische Zwecke und eben auch in der Unterhaltungsindustrie eingesetzt. So experimentierte Netflix bereits an einem neuen „virtual reality movie theater“ oder James Cameron, Macher von Avatar, setzt sich seit Jahren mit dem Thema VR auseinander.
Das beweist, dass im Moment bezüglich der Art und Weise wie wir Medien erfahren, Vieles in Bewegung ist. Das grosse Interesse an VR und die breite Auseinandersetzung mit diesem Thema ist zwar nicht unbedingt neu, doch stehen wir mit der Technologie an der Schwelle, bisher unvorstellbare VR-Erlebnisse tatsächlich umsetzen zu können. Das heisst, dass VR durchaus das Potential für disruptive Innovationen eröffnet. Allerdings ist die Technologie noch in den Kinderschuhen und es wird sich erst noch zeigen, in welchen Gebieten dies wirklich die Massen bewegen wird.
Was denkt ihr? Werden wir uns zukünftig von der Couch erheben und uns mitten in einem Abenteuer befinden? Ich bin gespannt darauf, eure Sicht dazu zu erfahren – nutzt dazu doch gleich das Kommentarfeld unten.